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Teil 4, Natural Living - Eco Cities

28. Mai 2020

Liebe Leser,

Nachdem Corona seit spätestens Ende Februar diesen Jahres das alles bestimmende Thema ist, haben wir verschiedene Phasen durchlaufen. Nach einem ersten Anflug von mehr oder weniger großer Panik mit Hamsterkäufen von Putz- und Reinigungsmitteln, Hygiene-produkten und Grundnahrungsmitteln, folgte eine Phase der Isolation und des Rückzugs in unsere eigenen vier Wände. Wir mussten uns auf das neue Leben und Arbeiten einrichten.

von Julia Greven

 

Wer nicht schon ein gut ausgestattetes Home-Office hatte, musste nun sehr schnell einen oder gleich mehrere Arbeits- und Home-Schooling-Plätze schaffen. Und nicht nur die Technik, auch das eigenes Know-how, so wie das der Familienmitglieder musste schnell auf den aktuellen Stand der Dinge gebracht werden. Dann folgte nach und nach eine Phase der Reaktivierung der privaten sozialen Kontakte wie auch der beruflichen. Spätestens seitdem Geschäfte und Restaurants teilweise wieder geöffnet haben, versuchen wir eine gewisse Routine in unseren (noch immer Corona dominierten) Alltag zu bekommen. Eine Zäsur wird dieses weltweite Pandemieerlebnis aber in jedem Falle bedeuten. Damit sind wir beim vierten und letzten Teil unserer Trend Serie über die Mega-Trends und ihren Einfluss auf unser Wohnen, Leben und Arbeiten.

 


© GARDEN LAYERS by Patricia Urquiola for GAN

 

„stayhome“, „staysave“, „staycation“ – all dies scheint erst einmal Stillstand zu bedeuten. Tut es aber nicht. Es zeigt eine Veränderung der Perspektive und unseres Wirkungsradius. Zwar mag sich, nach aktuellem Konsumbarometer, die allgemeine Kauflust, noch nicht wieder einstellen, aber Baumärkte, Gartencenter, Fahrradhändler sowie Outdoor-Möbel- und Geräte-Anbieter erfahren gerade einen regelrechten Boom. Es tut sich also durchaus etwas. Nachdem wir zuerst ganz archaische Grundbedürfnisse zu befriedigen versucht und uns selbst an die aktuelle Situation angepasst haben, geht es nun darum unser Umfeld anzupassen, umzugestalten und zu optimieren. Von den eigenen vier Wänden bis hin zu Balkon und Garten. Wenn der Urlaub wegen der Corona-Krise ausfallen sollte, bietet das „Chillen und Grillen im Garten" für viele eine Alternative. Dieser Trend wird zudem durch den Klimawandel begünstigt: Auch der bevorstehende Sommer, soll wieder ein überdurchschnittlich warmer werden. Das Angebot für die Gestaltung des Outdoorbereichs ist so vielfältig wie nie und reicht von Sonnensegeln und Markisen über Loungemöbel, Leuchten bis hin zu hochwertigsten Outdoorküchen.

 

Outdoor-Loungemodule, © Foto: HOUE

 

Gartenküche mit Grill, © Foto: Kaufmann

 

In meinem Stadtviertel stellten Anwohner und Nachbarn die letzten Wochen bereits Stühle, Tische und sogar Sonnenschirme vor ihren Türen sowie auf Straßen und Plätzen auf. Nicht nur, weil es inmitten der Stadt an Gärten und Balkonen mangelt, sondern auch, weil sie endlich wieder in dem uns zulässigen Rahmen „unter Menschen“ sein möchten. So lange Bars, Clubs, Kneipen und Restaurants ihren Normalbetrieb nicht wieder aufnehmen können, werden jetzt im Sommer die Straßen, öffentlichen Plätze und Parks vermehrt Treffpunkte sozialer Kontakte. Hier finden Erholung, Freizeitleben und „Socializing“ statt, während zurzeit weitestgehend drinnen gearbeitet wird. Das vom Zukunftsinstitut beschriebene „Third Place Living“ gewinnt mit und nach Corona noch einmal eine neue Relevanz und Bedeutung.

 

© Libera Küche von elmar konzipiert von Marco Merendi & Diego Vencato 

 

Da die Menschen durch die mobilen, smarten Kommunikations- und Arbeitsmittel von Zeit und Raum unabhängiger geworden sind, ist das Leben prinzipiell dezentrierter geworden. Zukünftige Stadtentwicklungen und Stadtmöblierungen müssen diese Aspekte stärker berücksichtigen. Ein gutes Beispiel dafür sind die bereits weltweit in einigen Städten installierten „Solarbäume“, deren photovoltaisch betriebene „Blätter“ es jedem ermöglichen, sein Telefon oder Elektrofahrrad aufzuladen und im Internet per WiFi zu surfen. Tagsüber bieten sie zudem Sonnenschutz, nachts sorgen sie für solarbetriebene Beleuchtung.

 

eTree,  © Foto: SolarTreeEurope

 

Unsere Gesundheit, eine gesicherte Existenz und solidarische soziale Gemeinschaft sind uns ebenso ein Bedürfnis wie ein Einklang von nachhaltiger und sozialer Ökonomie. Das all dies zusammenhängt ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Der nach der Zeit der Einschränkungen sicher steigende Wunsch nach besserer Lebensqualität und einer ausgewogeneren „Work-Life-Balance“ wird nicht zuletzt Einfluss auf unsere Anforderung an Architektur und Stadtentwicklung haben. Wie lebenswert, ökologisch gesund und produktiv eine Stadt ist, wird zum wichtigen Standort- und somit Wirtschaftsfaktor. Ein Grund dafür, warum nicht nur in Asien der Trend zu „Green Cities“ stark wächst.

 

© The Binhai Eco City Master Plan HAO Holm Architecture Office

 

Die Städte von morgen werden zu positiven wirtschaftlichen Ballungszentren, wenn sie ihren Bewohnern nicht nur bezahlbaren Wohnraum bieten, sondern auch für mehr Lebensqualität, ein gut ausgewogenes soziales Umfeld sowie Naherholungsgebiete – auch innerhalb der Großstädte selbst - sorgen. Sowohl in China wie auch Skandinavien gibt es hierfür bereits einige gute Beispiele. Auch Deutschland hat zum Ziel, durch umweltschonende Mobilität, Lärmreduzierung, mehr Grünflächen und eine bessere Durchmischung die Städte lebenswerter zu gestalten. (Bei weiterem Interesse siehe auch hier)

 


© Palazzo verde Antwerpen by Stefano Boeri Architekten Belgium

 

Es wird ein Leben nach Corona geben. Dieses so umweltverträglich und sozial zu gestalten wie möglich, ist unser aller Aufgabe, dann werden wir diese wie auch zukünftige Krisen meistern.

 

Teil 4,  Natural Living - Eco Cities
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