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Retail Architektur und Design in Zeiten von Digital Media

31. Oktober 2023

Die Handelslandschaft hat sich durch den ECommerce enorm gewandelt und diversifiziert. Mittlerweile gibt es weit mehr digitale Kanäle, auf denen Handel betrieben wird, als stationäre Formen. Das hat auch Einfluss auf Architektur und Konzeption der Stationär-Geschäfte. Sie sind ein Part im „Multichannel“-Orchester, welche die Aufmerksamkeit der Kunden auf sich ziehen und sie zum Konsum inspirieren sollen. Architekt*innen und Retail Interior Designer*innen tragen somit eine große Mitverantwortung am Geschäftserfolg ihrer Kunden und müssen sich daher weit über den klassischen Ladenbau hinaus, auch mit den neuen Medien und IT-Trends beschäftigen.

 

von Julia K.M. Greven


Eine weitere große Wirkung auf die Gestaltungsanforderung der Showrooms haben veränderte, stark gestiegene Erlebnisansprüche. Festivals mit fantastischer Bühnenarchitektur wie beispielsweise beim "Tomorrowland" und auch phantasievoll kuratierte Kulturevents, wie die seit einigen Jahren weltweit stattfindenden, begehbare Lichtkunst-Wanderausstellungen, bieten multisensuale, immersive Erlebnisse mit Großprojektionen und Virtual Reality Integrationen.

 


© Tomorrowland 2021


Die meisten herkömmlichen Einzelhandelsgeschäfte wirken im Vergleich zu all dem wie versteinerte Relikte aus früheren Erdzeitaltern. Gefragt sind deutlich bessere Raumkonzepte für Erlebnis, „Storytelling“ und „Community Building“. Im zunehmenden Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Kunden braucht es auffällige Inszenierungen sowie tatsächliche „Berührungspunkte“, um bestmögliche Kundenbeziehungen aufbauen und halten zu können.

 

Perfekte Innenarchitektur-Renderings und Visualisierungen halten Einzug im Bereich der Architekturplanung, Immobilien-Vermarktung und im digitalen Möbel- und Einrichtungshandel. So übertrifft die virtuelle Abbildung immer häufiger die tatsächlich realistischen Möglichkeiten in der analogen Welt. Ob wir wollen oder nicht, Ansprüche und Sehgewohnheiten werden also definitiv dahingehend beeinflusst und verändert, Anforderungen an Gestaltung und Kreativität nehmen zu.

 

Das Ganze wird durch die Entwicklung der Metaverse Plattformen noch weiter vorangetrieben. Hier entstehen komplette digitale Parallelwelten samt Stadtentwicklung, Landschaftsgestaltung, Kunst, Design, Architektur und Mode, die mit Avataren "erlebt" werden können.

 


© Office Architecture of Binance. US Decentraland, Metaverse


Nahezu jedes neuere Smartphone besitzt heute schon eine Augmented Reality Schnittstelle. Dem hybriden Erlebnis von analoger und digitaler Welt steht also theoretisch nichts mehr im Weg. Praktisch wird das vielerorts seitens der Planer und Gestalter überhaupt noch nicht bedacht. Dabei würde die Berücksichtigung dieser digitalen Erweiterung unserer analogen Räume, Kunden in Ihrer Vorstellungkraft unterstützen. Gerade im Bereich der Raumgestaltung und Architektur, bei dem viele Menschen Schwierigkeiten haben, Planungen richtig zu interpretieren und sich als dreidimensionale Räume vorzustellen, wäre dies hilfreich. Insbesondere in Store-Konzeption und Design kann die Integration phygitaler Welten einzigartige Einkaufserlebnisse für KundInnen bieten sowie Ihnen die Produkte näherbringen und verständlicher machen.

 

Konzeption und Gestaltung des "Point of Sale" bzw. "Point of Experience", haben nicht nur positiven Einfluss auf die Kundenerfahrung, sondern auch auf die Rolle der Kunden als Markenbotschafter und Multiplikatoren. Bestenfalls bieten Brandstores ihren Kunden also eine Bühne zur Selbstdarstellung mit Ihrer „Love-Brand“, Stichwort: Selfie- und „Instagrammable“ Gestaltung.

 


© HP Decor (links) und pendecor (mitten, rechts)

 

Und auch für die Händler selbst sollte ihr Geschäft als Show-Bühne nutzbar gemacht und bei Bedarf als "Content Creation Studio" genutzt werden können. Das böte Einzelhändlern die Möglichkeit ihre stationäre Fläche – auch außerhalb der Öffnungszeiten - digital zu erweitern und zum Beispiel als Livestreamshopping-Studio zu nutzen.
Die Gestaltung der Geschäfte muss dem Handel ermöglichen, State-of-Art Kaufimpulse zu schaffen, die Shoppingwilligen positiv zu überraschen, Ihnen ein gutes Gefühl zu vermitteln und in Kontakt mit Ihnen zu kommen.

 


© Grafik by LiveShopping4U


Es führt kein Weg daran vorbei: Die Zukunft (des Handels) ist Multichannel, social und entertaining. Die mit all dem einhergehenden verändernden Kundenverhalten und Gewohnheiten müssen also auch in der Architektur Berücksichtigung finden. Dazu bedarf es der Zusammenarbeit von Kreativen mehrerer Bereiche, von Marketingstrategen, Brand und Content Managern*innen über Retail Architekt*innen und Designern*innen, Ladenbauern*innen bis hin zu Visual Merchandisern.
Nur zusammen können sie die Marken ihrer Kunden kanalübergreifend erlebbar machen und das stationäre Geschäft zu einem wertvolleren „Touchpoint“ für die Kunden-Community gestalten.

 


© SAMSUNG flagship store 837. Decentraland, Metaverse


 

Weiterführende Links zu virtueller Architektur:


https://c-hochzwei.com/2022/04/30/metaverse-virtual-real-estate-oder-von-der-laufkundschaft-fuer-virtuelle-immobilien/ 
https://the-metaspace.com/wer-entwirft-architektur-immobilien-im-metaverse 
https://www.wuw.ch/30-renowned-architects-designed-buildings-in-the-metaverse/ 


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