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Leichter Holzbau mit Null-Emissions-Konzept

25. Juni 2024

Beim Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft e. V. (LOGL) werden naturgemäß die Tradition und die althergebrachte Vielfalt der Gartenkultur hochgehalten. Die Bewahrung der Kulturlandschaft und die Vermittlung von Fachwissen sind zentrale Anliegen, gleichzeitig möchte man die moderne Gartenkultur mitgestalten. In diesem Spannungsfeld hat das Büro Lohrmannarchitekten ein neues LOGL-Kompetenzzentrum im Städtchen Weil der Stadt bei Stuttgart errichtet. Das Gebäude ist eine Art moderne Holzscheune, dessen leichte Konstruktion CO₂ bindet und beim Betrieb keine Emissionen freisetzt.


von Thomas Geuder, Der Raumjournalist

 


Das neue Kompetenzzentrum des Landesverbands für Obstbau, Garten und Landschaft e. V. (LOGL) besteht aus zwei Gebäuden, einem kleineren mit Lager und Technikraum sowie einem Hauptgebäude mit Seminarraum, Foyer, Büros und einer Bibliothek.

Das Grundstück für dieses Bauvorhaben liegt etwa südlich des bebauten Stadtbereichs von Weil der Stadt und ist Teil einer gemischten Acker-Wald-Landschaft. Direkter Nachbar ist die Landesakademie für Jugendbildung, also ebenfalls eine Einrichtung der Wissensvermittlung. Die Grundidee für den Entwurf war das Bild von einem vielfältig gestalteten Naturgarten und einer Streuobstwiese, in die zwei solitäre Holzbauten eingebettet sind. Die äußere Erscheinung der Gebäude haben Lohrmannarchitekten typologisch an die in Süddeutschland typischen Holzscheunen angelehnt, mit einer Gebäudehülle aus heimischen Nadelhölzern sowie einem Dach mit einer Blechverkleidung. Rhythmisiert werden die Fassaden von traufkantenhohen Schiebeelementen, die ein elegantes Zitat eines Scheunentors sind. Darüber hinaus dienen sie hier jedoch zusätzlich als passive Low-Tech-Lösung eines außenliegenden und flexibel verschiebbaren Sonnenschutzes. Die gestalterische Basis in der Ansicht bildet ein deutlich sichtbarer Sockel aus Stahlbeton, der gleichzeitig das Gebäudefundament ist und zudem den Holzbau vor der Witterung in diesem Bereich schützt.

 


Über große Schiebetore lassen sich die Eingänge verriegeln, sie dienen aber auch dem passiven Sonnenschutz.

Nachhaltige Wertschöpfungskette


Auch im Innenraum ist der Betonsockel ein wichtiger Teil der Gestaltung. Sowohl an den Außenwänden als auch beim zentralen Treppenhaus nivelliert er den Raum aus gleicher Höhe. Lediglich der Fahrstuhlschacht ins Obergeschoss ist komplett aus Beton gefertigt. Das die Atmosphäre dominierende Material im Innenraum jedoch ist Holz, im Gegensatz zur Gebäudehülle verschiedene Lauf- und Obsthölzer. Diese Wahl der Holzsorten ist allerdings keine reine gestalterische Entscheidung. Mit der Durchmischung von Holzwerkstoffen und Holzarten „können die konkreten Eigenschaften des jeweiligen Baustoffes zielgerichtet Verwendung finden. Dies soll modellhaft aufzeigen, dass der moderne Holzbau die große Bandbreite an Möglichkeiten zur Nadel- und Laubholznutzung in einem Projekt vereinen kann“, erläutert Holger Lohrmann seinen Ansatz. Durch diesen größtmöglichen Einsatz des nachwachsenden Rohstoffs Holz kann das Bauwerk außerdem mit einer vergleichsweise sehr leichten Konstruktion errichtet werden, wodurch wiederum wichtige Ressourcen geschont werden. Ebenso war dem Planungsteam aber auch die Aktivierung der regionalen Wertschöpfungskette wichtig. Sprich, für den Bau der beiden Holzhäuser wurden möglichst regionale Materialien und Produkthersteller gewählt, ebenso kommen alle Handwerker (und schließlich auch das Architekturbüro selbst) aus der näheren Umgebung. All das führte zu einer Reduzierung des CO₂-Ausstoßes zum Bau des Kompetenzzentrums auf ein Minimum.

 


Im Innenraum ist die Atmosphäre vom Material Holz geprägt, das auf einem Sockel aus Beton ruht.

Gebäudebetrieb ohne Emissionen


Von Projektbeginn an war das Projekt als Null-Emissions-Haus geplant. Die für den Betrieb des Besucherzentrums notwendige Gebäudetechnik, die sich größtenteils im kleineren der beiden Gebäude befindet, ist auf ein sinnvolles Niveau reduziert. Die Wärme für Heizung und Warmwasser wird von einer Luft/Wasser-Wärmepumpe in Monoblock-Ausführung erzeugt. Die Inverter-Technologie der Wärmepumpe macht es möglich, dass sie auch zur Kühlung eingesetzt werden kann. Die Abwärme des Geräts wird außerdem zur Rücklaufanhebung genutzt, was dessen Effizienz noch einmal steigert. Den Strom für die Wärmepumpe liefert eine Photovoltaik-Anlage. Die Wärmpumpe und die Photovoltaik-Anlage produzieren Energie bzw. Wärme tagsüber, wenn das Gebäude allermeist genutzt wird. Zusätzlich wird Wärme in einem 200 Liter großen Pufferspeicher zwischengespeichert, damit Wärme für die Fußbodenheizung und für Warmwasser auch dann zur Verfügung steht, wenn nicht genügend produziert werden kann. Damit es keine Lüftungswärmeverluste gibt, werden die Innenräume über eine kleine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung belüftet. Sie ist nicht mit der Wärmepumpe gekoppelt, sondern erwärmt die Luft im Spitzenlastfall elektrisch. Eine Absicherung für den Ausnahmefall gibt es auch bei der Stromversorgung über einen Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Auch die Ressource Wasser hat das Planungsteam bedacht: In einer Regenwasserzisterne wird Niederschlagswasser für die Gartenbewässerung gesammelt. Erst vor Kurzem ist das LOGL-Kompetenzzentrum mit dem Holzbaupreis Baden-Württemberg 2024 ausgezeichnet worden.

 


Das zentrale Treppenhaus ist mit einem Fahrstuhl ins Obergeschoss kombiniert, sodass die Barrierefreiheit gewährleistet ist.

 


Die Transparenz durch die passive Verschattung lässt sich besonders gut bei Dämmerung erkennen.
 

 

Auch im Obergeschoss dominiert das Holz. Hier befinden sich die Bibliothek und ein Büro, außerdem gelangt man von hier auf die Empore des Seminarraums.


 

Projektdaten:

 

Projekt: LOGL Kompetenzzentrum in Weil der Stadt
Architektur: lohrmannarchitekten, Stuttgart
Bauherr*in: Landesverband für Obst, Garten und Landschaft (LOGL) e. V., Weil der Stadt
Tragwerk: FM Ingenieure, Herrenberg
Gebäudetechnik: Die PlanSchmide, Vaihingen/Enz
Bauphysik: Bauphysik 5, Backnang

Vermessung: Duppel Ingenieurbüro, Rutesheim

Fertigstellung: 2023

Standort: Am Malersbuckel 11, 71263 Weil der Stadt



© alle Bilder: Volker Schrank, Stuttgart

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